Chemotherapie
Medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen, um das Wachstum von Tumorzellen zu hemmen oder sie abzutöten.
Diese Leistung bieten wir an 5 Standorten an

Informationen zur Leistung
Generell wird Chemotherapie vor allem bei Tumoren, die sich schon ausgebreitet haben oder solchen mit einem hohen Metastasierungsrisiko eingesetzt.
Vor allem bei von Zellen des Blutes ausgehenden Krebsarten wie dem Lymphom (Lymphdrüsenkrebs) oder der Leukämie ist sie auch als alleinige Therapie erfolgreich – ca. 20% der Patienten mit einem Lymphom können bei frühzeitigem Behandlungsbeginn geheilt werden und bei vielen anderen wird zumindest eine langfristige Kontrolle der Erkrankung erreicht.
Sie kann aber auch gemeinsam mit anderen onkologischen Behandlungsmöglichkeiten, wie einer Strahlentherapie oder einer Operation (siehe Tumorchirurgie) angewendet werden. Oft wird sie nach einer operativen Entfernung eines Tumors als sogenannte adjuvante Therapie angewendet, um möglichst alle Krebszellen zu erreichen, vor allem wenn bei einer OP möglicherweise nicht das ganze befallene Gewebe entfernt werden konnte. In anderen Fällen kann auch vor einer OP mit der Chemotherapie begonnen werden, um den Tumor zu verkleinern und so die Erfolgsaussichten einer OP zu verbessern.
Die Chemotherapie kann außerdem im Rahmen der Palliativmedizin hilfreich sein, z.B. bei fortgeschrittenem und unheilbarem Krebs oder wenn aus verschiedenen Gründen keine andere Behandlung möglich ist. Dabei geht es darum die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, indem der Tumor entweder verkleinert oder sein Wachstum verlangsamt wird und so Schmerzen oder Symptome wie z.B. Reizhusten oder schlecht heilende Wunden gelindert werden.
Die meisten Körperzellen vermehren sich durch Zellteilung, um neue Zellen zu bilden und alte zu ersetzen. Bei manchen geschieht das sehr rasch und kontinuierlich – dazu gehören die Krebszellen, allerdings auch Zellen des Darmtraktes, der Haut, der Haarwurzeln und des Knochenmarkes.
Chemotherapeutika greifen speziell sich rasch teilenden Zellen an und zerstören sie oder hemmen ihre Vermehrung. Sie können generell in zytotoxische und zytostatische Medikamente unterschieden werden. Zytotoxische Wirkstoffe führen zum Zelltod und so zur Eliminierung oder einem Schrumpfen des Tumors, während zytostatische Wirkstoffe das Wachstum eines Tumors hemmen, ohne zum Zelltod zu führen.
Sie können allerdings nicht zwischen Tumor- und den anderen sich rasch teilenden Körperzellen unterscheiden, weshalb es bei einer Chemotherapie zu gastrointestinalen Nebenwirkungen (Durchfall, Übelkeit) oder einer Schädigung des Knochenmarkes kommen kann.
Bei Tieren mit drahthaarigem oder wenig haarendem Fell, wie z.B. Terrier oder Pudel, können die Haarfollikel empfindlich auf bestimmte Chemotherapeutika reagieren und es kann zu Haarausfall kommen. Katzen können Schnurrhaare verlieren und geschorene Haarstellen wachsen eventuell erst nach Ende der Chemotherapie nach.
Wenn ein chemotherapeutischer Wirkstoff eingesetzt wird, der möglicherweise das Knochenmark unterdrückt, wird vor jedem Chemotherapie-Zyklus immer ein Blutbild erstellt, um die Anzahl der weißen Blutkörperchen (vor allem die der neutrophilen Granulozyten) zu überprüfen – diese werden nämlich vom Knochenmark produziert. Sind sie zu niedrig muss die Behandlung verschoben werden und eventuell eine prophylaktische Antibiotikagabe verschrieben werden.
❗️ Die gute Nachricht ist, dass Nebenwirkungen bei unseren Haustieren viel seltener als bei uns Menschen sind, da die Dosierungen der Chemotherapeutika viel niedriger sind. Eine Verlängerung der Lebenserwartung, während die Lebensqualität so gut wie möglich erhalten wird, hat bei unseren Patienten Priorität.
Außerdem gibt es inzwischen schon viele gut wirksame Begleitmedikamente (z.B. Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen), um Nebenwirkungen wirksam zu verhindern oder zu lindern.
Jedes Tier reagiert aber unterschiedlich und bei einem kleinen Teil können auch schwerwiegende Nebenwirkungen, wie z.B. starker Durchfall oder starkes Erbrechen auftreten. In solchen Fällen kann eine vorübergehende stationäre Aufnahme und eine intravenöse Zufuhr von Flüssigkeit und Medikamenten nötig sein.
Danach kann die Dosierung angepasst oder eventuell das Medikament gewechselt werden, um hoffentlich ein wirksames und verträgliches Chemotherapeutikum zu finden.
So funktionierts:
Je nach Art des Tumors bzw. der Krebserkrankung gibt es verschiedene Chemotherapeutika oder Kombinationen davon, die eingesetzt werden können. Es gibt verschiedene erprobte Chemotherapie-Protokolle – diese beinhalten jeweils die Gesamtdauer der Behandlung, die Anzahl der einzelnen Chemotherapie-Zyklen, die eingesetzten Wirkstoffe, ihre Dosierung, ihre Verabreichungsart und an welchen Tagen sie durchgeführt wird.
Welche Chemotherapie am besten geeignet für Ihr Haustier ist hängt von verschiedenen Faktoren ab: Welcher Tumor reagiert am besten auf welche Medikamente? Wie reagiert der Patient auf die Medikamente, gibt es Nebenwirkungen? Wie zeit- und kostenintensiv sind die verschiedenen Protokolle und ist das in Ihren Alltag integrierbar?
Arten von Chemotherapeutika:
- Intravenöse oder subkutane Injektionen: z.B. Vincristin, Vinblastin, Doxorubicin, Carboplatin
- Orale Eingabe von (zytotoxischen) Medikamenten zu Hause: z.B. Cyclophosphamid, Chlorambucil
- Lokale Injektion von Chemotherapeutika in den Tumor: Stelfonta bei bestimmten Mastzelltumoren des Hundes, Elektrochemotherapie
- Zielgerichtete Krebstherapie (= targeted therapy): z.B. Palladia, Masivet; sogenannte C-Kit Inhibitoren, zugelassen zur oralen Behandlung von Mastzelltumoren beim Hund
Neuartige Chemotherapeutika, die gerade in der Test- bzw. Zulassungsphase sind:
- Zielgerichtete Krebstherapien beim Lymphom des Hundes
- Immuntherapie: Impfstoffe, die bei bestimmten Krebsarten angewendet werden können
Es gibt in so gut wie jedem Fall mehrere verschiedene Möglichkeiten und Protokolle – unser tierärztliches bzw. unser onkologisches Team kann Sie gerne dazu beraten und auch mögliche Risiken und Komplikationen mit Ihnen durchbesprechen.
Generell kann eine Chemotherapie ambulant in der Klinik durchgeführt werden und es ist keine Narkose nötig. Manche Chemotherapeutika können auch oral zu Hause eingegeben werden. Es müssen allerdings sowohl in der Klinik als auch zu Hause bestimmte Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, damit niemand sonst gefährdet wird.
❗️Die meisten Chemotherapeutika können für uns Menschen krebserregende und zellschädigende Wirkungen haben.
Deshalb sollten orale Medikamente zur Eingabe zu Hause nur mit besonderer Vorsicht gehandhabt werden. Theoretisch stellen auch Harn und Kot der behandelten Tiere während und bis zu 48 bis 72 Stunden nach einer Chemotherapie ein geringes Risiko dar.
- Das Risiko ist am größten für Schwangere, Stillende und Kinder, diese sollten daher weder mit den Medikamenten noch den Ausscheidungen in Berührung kommen.
- Chemotherapeutische Medikamente dürfen nur mit Handschuhen angegriffen und nicht zerteilt oder zerdrückt werden.
- Harn und Kot sollen nur mit Handschuhen gehandhabt werden und der Boden nach „Unfällen“ im Haus mit Bleichmittel gereinigt werden.
- Katzenkisterln sollten in dieser Zeit täglich gereinigt werden und die Streu danach in zwei Müllsäcken verpackt werden.
- Nach jedem Hantieren mit Chemotherapeutika oder Ausscheidungen unbedingt Hände waschen – auch wenn Sie Handschuhe getragen haben!
- Am besten lassen Sie Ihr Tier im Freien, wenn möglich an sonnigen Stellen, sein Geschäft verrichten, meiden Sie allerdings Gemeinschaftszonen wie Hundezonen dafür.
❗️ Spielen und Streicheln der Patienten, sowie Futter- und Wasserschüsseln stellen kein Risiko dar.
Verfasser:
Monika Herold-Wagner